Hausarbeit: Moodle im Geschichtsunterricht

Grundlegende Vorteile dieser Idee sind die Flexibilisierung von Lehr- und Lernprozessen, die Erweiterung von Lernangeboten und die Förderung von selbstgesteuerten und individuellen Lernprozessen. Das ist die Theorie... doch was zeigte sich in der Praxis?

1. Einleitung

Sowohl die Art der Betrachtung als auch die Wahl des Mediums wurden bei den Vorgesprächen nicht endgültig festgelegt. Eine solide Basis, die aus Literatur, Beobachtung und Reflexion zu bestehen hatte, sollte auf ein begründet ausgewähltes Medium angewandt werden. Da die theoretische und praktische Vertiefung des Mediums vom erlebten Unterricht während der knapp bemessenen Praxiszeit abhängig war, musste sich der Auswahlprozess flexibel gestalten.

 

Ursprünglich plante ich eine nähere Fokussierung auf klassische Medien im Geschichtsunterricht wie Filme, Bilder, Quellen oder Bücher. Dafür sprach die Fülle an Literatur, die für Vergleiche und Reflexion verfügbar gewesen wären. Der häufige durch Zeitprobleme und den Alltag verwässerte und daher unter Umständen suboptimale Einsatz dieser Medien in den hospitierten Unterrichtsstunden hätte diese Wahl ebenso gerechtfertigt. Auch eine Betrachtung von Power-Point-Präsentationen, welche ich selbst gerne und häufig anwende bzw. angewendet habe, wäre durch einige Stunden abgedeckt gewesen.

 

Entschieden habe ich mich aber schließlich für ein Medium, welches ich selbst nicht als interaktives Unterrichtsmedium in der Schule kannte, sondern nur als Lern- und vor allem Organisationsplattform an der Pädagogischen Hochschule. Einer meiner Mentoren erzählte mir bereits am ersten Tag von seinen Ideen zur Integration von Moodle in den Schulalltag. Da ich den entsprechenden Schulstunden unter seiner Leitung beiwohnen konnte (s.u.), ließen sich die Theorie hinter dem Projekt und das praktische Arbeiten der Schüler mit der multimedialen Plattform nachvollziehen. Dieser spannenden, neuen Erfahrung wollte ich auch theoretisch auf den Grund gehen und meine erste Skepsis gegenüber der Integrierbarkeit im Unterricht entweder widerlegt oder begründet sehen. Mein Interesse für das Arbeiten mit Schülern und Schülerinnen am Computer als auch die Vergleichsmöglichkeit mit der Situation an der Pädagogischen Hochschule festigten meinen Entschluss. Mein lückenhaftes Wissen über E-Learning konnte darüber hinaus verbessert werden.

 

Auch wenn Moodle sicherlich kein Medium im klassischen Sinne ist, hielt ich die nähere Beschäftigung für gewinnbringend und interessant.

 

2. Hauptteil

2.1 Theoretische Grundlagen

2.1.1 Begriffserläuterung

Lern-Management-Systeme (LMS) zeichnen sich durch das Verwalten und Organisieren von Lerngegenständen sowie der Entwicklung von internet-basierten Lernumgebungen aus und werden an deutschen Schulen immer häufiger eingesetzt.[1]

Die kostenlose, frei modifizierbare und seit 1999 verfügbare Variante Moodle bietet den Nutzern einen flexiblen Aufbau, individuelle Anpassungsmöglichkeiten an didaktische oder inhaltliche Erfordernisse und kann zu einem abwechslungsreichen Lernen in und außerhalb der Schulen beitragen. Mit über 70 Millionen Nutzern besitzt die Plattform einen hohen Bekanntheits- und Verbreitungsgrad. Grund und Auslöser für die Entwicklung von Moodle war die Unzufriedenheit des Pädagogen Martin Dougiamas mit bereits existierenden Lernplattformen, die lediglich als Material- und Datenspeicher benutzt wurden.

Durch die Einfachheit des Systems benötigen Lehrende und Lernende nur eine überschaubare Einarbeitungszeit. Raschke spricht hier von gerade einmal 15 Minuten, falls ausreichende Kenntnisse in der digitalen Textverarbeitung vorhanden sind.[2] Moodle ergänzt das reale Klassenzimmer mit einem virtuellen Lernraum, der, bei guter und durchdachter Handhabung, analoge und digitale Medien verbinden, Evaluations- und Kontrollmöglichkeiten bieten sowie als Kommunikationsinstrument dienen kann.[3]

 

Moodle ist eine mögliche Umsetzungsvariante des E-Learnings. Dieser Begriff beschreibt im weitesten Sinne das Lernen mit multimedialer Unterstützung und dem Einsatz des Internets. Grundlegende Vorteile dieser Idee sind die Flexibilisierung von Lehr- und Lernprozessen, die Erweiterung von Lernangeboten und die Förderung von selbstgesteuerten und individuellen Lernprozessen.[4] Reinmann-Rothmeier führt drei konzeptionelle Eigenschaften an, die das E-Learning auszeichnen. Als Erstes nennt sie die Multimedialität, d.h. die Kombination und Integration verschiedener Medien- und Zeichensysteme. Diese erfordert gleichzeitig eine hohe Medienkompetenz. Der zweite Punkt ist die Interaktion mit dem Medium beispielsweise durch interaktive Tests und Spiele. Als Drittes zeigt sie die Kommunikations- und Kooperationsfunktion auf, die eine Vernetzung unabhängig von Raum und Zeit ermöglicht.[5]

 

2.1.2 Möglichkeiten an Bildungseinrichtungen

Moodle ist vor allem als unterrichtsbegleitendes Element konzipiert. Bestenfalls wechseln Offline- und Online-Phasen ab, was zu einem vermischten Lernen („Blended Learning“) führen soll.[6] Bei reflektiertem und durchdachtem Einsatz kann Moodle sogar als eine eigenständige Online-Bildungseinrichtung mit ihren eigenen Rollen (Administratoren, Trainer und Kursteilnehmer) und Räumen (Login-Bereich, von der Lehkraft gestaltete Kursräume etc.) betrachtet werden, eine digitale Version der klassischen Schule.[7]

Die Lehrperson kann zusätzliche, über den Unterricht hinausgehende multimediale Materialien, Übungen und Tests zur freiwilligen oder verpflichtenden Verwendung verfügbar machen. Das eigenverantwortliche und selbstgesteuerte Lernen steht hier im Fokus. Weiterhin kann die Koordination von Gruppen- bzw. Freiarbeitsphase verbessert werden und zusätzlich eine Art Medienspeicher entwickelt werden, auf den ein oder mehrere Lehrperson jederzeit Zugriff haben. Die Kommunikation der Mitglieder eines Kurses in Chat- und Diskussionsforen wird gleichzeitig gespeichert und kann im Vergleich zu flüchtigen Unterrichtsgesprächen für vertiefende Erkenntnisse sorgen.[8] Dexheimer merkt allerdings an, dass ein LMS wie Moodle hauptsächlich „infrastrukturelle Funktionen“ besäße und bezweifelt einen prinzipiellen Mehrwert in Bezug auf das Lernen. Zahlreiche didaktische Vorteile und Qualitäten schreibt er der Plattform aber nicht ab, wenn der Einsatz sorgfältig geplant und reflektiert ist.[9]

 

Das pädagogische Konzept der Wilhelm-Emmanuel-von-Ketteler-Schule in Mainz fasst die theoretischen Vorteile von Moodle im Schulalltag kompakt zusammen:

1. Verbesserung der Lernangebote und Förderung des selbstgesteuerten Lernens durch Vorhandensein von Arbeitsblättern, Multimedia-Angeboten etc. im virtuellen Kursraum.

2. Ort- und zeitunabhängiges Kommunizieren zwischen Lehrenden und Lernern sowie bequemes Abrufen der Inhalte zu Hause oder sogar unterwegs.

3. Aktive und eigenverantwortliche Mitgestaltung/Pflege des virtuellen Lernraumes und freiwillige Möglichkeiten zur Selbstkontrolle.

4. Möglichkeit zur stärkeren Differenzierung durch zusätzliche Lernangebote oder Vertiefung einzelner Interessen durch entsprechende Kurse.

5. Unkomplizierter und gewinnbringender Austausch zwischen Lehrenden, der die Schulqualität in Bezug auf Organisation und Koordination untereinander steigert.[10]

 

Die didaktischen Qualitäten von Moodle können demnach mit folgenden Schlagworten beschrieben und ergänzt werden: Unterstützung der kognitiven Lernprozesse von Lernenden durch individuelle und alternative Zugangsmöglichkeiten, der kommunikative Austausch innerhalb der gesamten Lerngemeinschaft, die Vereinfachung kooperativer Lernprozesse, der interaktive Umgang mit Lerngegenständen, die Evaluation von Lernprozessen und die brückenartige Kopplung des LMS mit dem Unterricht.[11] Lerntheoretisch ist Moodle demnach im Bereich des Konstruktivismus zu verorten, da kooperierende und kollaborative Werkzeuge und Ressourcen besonders zahlreich vorhanden sind.[12]

 

Eine praktische Schwierigkeit der Einbindung von Moodle in das Unterrichtsgeschehen zeigt sich aufgrund der zahlreichen technischen Voraussetzungen und Notwendigkeiten. Wenn die Klassen nicht über Tablets oder Laptops im Klassenzimmer verfügen, ist das Vorhandensein eines Computerraumes zwingend erforderlich. Wenn die Schule nur diese wenigen Endgeräte besitzt, aber viele Klassen mit der Lernplattform arbeiten möchten, ist eine Konfrontation unumgänglich und eine klassenspezifische Nutzung schwer umsetzbar. Der Bedarf an PCs, Kopfhörern (für Audio- und Filmdokumente), Highspeed-Internet und den identischen Software- und Programmversionen kann von finanzschwächeren Schulen auch heutzutage nur schwerlich gedeckt werden. So kann Moodle selten während des Unterrichts, sondern hauptsächlich vertiefend zu Hause eingesetzt werden.[13]

 

Eine Untersuchung in Rheinland-Pfalz zeigt, dass die Zahl der Schulen, die Moodle nutzen, stetig ansteigt. Allerdings würde die Plattform nur von einem Bruchteil der Lehrkräfte an einer Einrichtung genutzt werden, die breite Akzeptanz fehle dem Medium noch immer. Zudem seien die Bereiche Evaluation und Interaktion vernachlässigt. Wird Moodle vernünftig und unter Berücksichtigung der didaktischen Qualitäten eingesetzt, lassen sich an einigen Schulen positive Tendenzen und Entwicklungen ablesen. So bestätigt die Studie beispielsweise eine Veränderung des konventionellen Unterrichts und des Lehr-Lern-Klimas, eine Steigerung an differenzierten, individualisierten und transparenten Angeboten sowie eine deutliche Verringerung von Druck- und Papierkosten. Zu den negativen Auswirkungen zählen zum Beispiel technische Schwierigkeiten und ihre zeitaufwendige Lösung. Auch eine Bequemlichkeit der Lernenden durch die ständige Verfügbarkeit der Materialien, Inhalte und Ergebnisse ließ sich nachweisen.[14] Letzteres Phänomen ist an der Pädagogischen Hochschule umfassend zu beobachten, da Moodle hier lediglich als Dateispeicher der Vorlesungsprotokolle und –skripte fungiert.

 

Damit einhergehend wird häufig die nur marginale Nutzung der Plattform bemängelt, die im Missverhältnis zu ihren Möglichkeiten steht. Alle Vorteile, die auch in dieser Arbeit dargelegt wurden, sind meist reine Theorie, da Moodle entgegen den Erwartungen und Empfehlungen an einigen Schulen nur für organisatorische Kleinigkeiten wie z.B. Vertretungspläne genutzt werde. Die vielseitigen Chancen und modernen Begriffe des E-Learnings seien reine Augenwischerei, die Fortbildungen leider meist Zeitverschwendung, da niemand das Potenzial von Moodle wirklich erkenne.[15]

Weiterhin kritisieren Lehrkräfte, die sich noch nicht ausführlich mit dem Medium beschäftigt haben, die „Inhaltslosigkeit“ der Seite an sich und das bei nicht sachgerechter Gestaltung optisch vorzufindende „Kuddelmoodle“. Beiden Aspekten kann jedoch fehlendes Interesse an der Plattform bescheinigt werden. Eine große Zahl an Lehrkräften jeden Alters tut sich noch immer schwer, neue Lernmethoden zu integrieren und ihre eigene Rolle im Unterrichtsgeschehen zu verändern (s.u.). Moodle transformiert den Lehrer zu einem Moderator, der nicht mehr das alleinige Monopol auf Wissen und Autorität besitzt, sondern Lernprozesse strukturiert und durchdachte Lernangebote zur Verfügung stellt, in dessen Folge die Lernenden sich untereinander selbst korrigieren oder miteinander arbeiten können. Zusätzlich wird die Interaktivität mit den Lernenden über das in ihrer Lebenswelt verankerte Internet außerhalb der Schulzeit als viel zu wenig beachtet angesehen.[16]

 

König ergänzt Hinweise und Anhaltspunkte der allgemeinen Mediendidaktik, die für einen sinnvollen Einsatz der Lernplattform an Schulen empfehlenswert sind. So wird eine Verzahnung aller lerntheoretischen Ansätze (Behaviorismus, Konstruktivismus und Kognitivismus) für die Kreierung von Lernumgebung angeraten. Eine vorhergehende Steuerung und Sortierung von Lerninhalten soll das nachfolgende selbstständige, schülerorientierte und nur wenig steuerbedürftige Arbeiten ermöglichen. Ziel ist es, ein ganzheitliches Lernen aus einem abwechslungsreichen und durchdachten Arrangement aus diversen Aufgabentypen zu realisieren.[17]

 

Hilfreiche, umfangreiche und kostenlose Anregungen für den effektiven Einsatz von Moodle im Unterricht bietet die baden-württembergische Landesakademie für Fortbildung und Personalentwicklung an Schulen an. Einen beispielhaften Moodle-Kurs mit zahlreichen Tipps und Gestaltungsvorschlägen stellt die Plattform selbst zur Verfügung. Beide Links sind im Literaturverzeichnis vermerkt.

 

2.1.3 Veränderte Rolle der Lehrperson

Die Lehrperson nutzt ihren Kompetenz- und Wissensvorsprung nicht mehr als direkter Wissensvermittler, sondern in der Auswahl geeigneter und gewinnbringender Materialen. Diese Materialen und Arbeitsaufträge sind bestenfalls so beschaffen, dass die Schülerinnen und Schüler sie selbst- und eigenständig auswählen, bearbeiten und verknüpfen können. Der Umgang mit den Materialien selbst bleibt in konstruktivistischer Tradition den Lernenden überlassen, die Lehrperson hat „nur noch“ beratenden oder unterstützenden Einfluss.[18]

Die Neuerungen für Lehrende innerhalb von Moodle-gebundenem und gleichzeitig stark schülerzentriertem Unterricht zeigt Wiegrefe am Beispiel einer Stationenarbeit auf. Betont wird die Variabilität und Flexibilität in Bezug auf das bereitgestellte Unterrichtsmaterial. Die Organisation und der Aufbau klassischer Stationsarbeit wäre viel zeit- und kostenaufwendiger, einzelne Stationen könnten mit Moodle jederzeit editiert, an unterschiedliche Lerngruppen/Klassen angepasst oder ausgeblendet werden. Zusätzlich werde die Kontrolle der individuellen Lernfortschritte erleichtert, da keine Klassensätze an Heften oder Ordner korrigiert, sondern nur die Einträge der Lernenden in den entsprechenden e-Portfolios, Diskussionsforen oder Dateispeichern betrachtet werden müssten. Dies fördere einen personalisierten Unterricht und die Kommunikation zwischen Lehrenden und Lernenden.[19]

 

2.2 Moodle im Geschichtsunterricht

Ein moderner Geschichtsunterricht soll handlungs- und schülerorientiert sein und erfahrungsreiche und ganzheitliche Lernanlässe anbieten. Folglich sollte Moodle - wenn eingesetzt - das historische Lernen im Geschichtsunterricht unterstützen und zudem die individuelle Entwicklung des eigenen Geschichtsbewusstseins fördern. So kann das Lernmanagement-System beispielsweise als Raum für multiperspektivische und mehrdimensionale Lernangebote eingesetzt werden. Auch mit Hilfe der Standards und

Prinzipien der Geschichtsdidaktik lässt sich ein Einsatz von Moodle begründen. Die erforderliche Medienkompetenz wird hier mit geeignetem Umgang sowie kritischer Reflexion von Quellen und Informationen umschrieben.[20]

 

Der Einsatz des Internets im Geschichtsunterricht strapaziert normalerweise die schon prinzipiell ungenügend vorhandene Zeit im Verhältnis zur curricularen Inhaltsfülle. Zudem ist der Computereinsatz nicht explizit in den Lehrplänen vermerkt.

Das Internet bietet zwar eine große Menge an Informationen zu jeglichem historischen Thema, meist sind diese aber weder didaktisch aufbereitet noch an schulische Kontexte angepasst. Daher ist eine ausgeprägte Medienkompetenz der Lehrperson Grundlage für die Arbeit mit Moodle, da eine ertragreiche Vorstrukturierung mit bereitgestellten Links und Dateien im entsprechenden Kurs sonst nicht möglich wäre. Notwendig sind diese Vorgaben aber, weil sich viele Schüler und Schülerinnen noch schwerer tun, geeignetes Material im digitalen Dschungel aufzufinden. Moodle könnte demnach einem ungesteuerten und chaotischen Lernen vorbeugen und die unüberschaubare, aber nützliche Fundgrube Internet damit katalogisiert werden.[21]

 

Potenzielle Möglichkeiten und Ideen für den Gebrauch von Moodle im Geschichtsunterricht liefert König in seinem Beitrag: Die Wiki-Funktionalität der Plattform könnte einem zusätzlichen Methodentraining (z.B. Erschließung von Bildquellen) beisteuern, ein gemeinsam erarbeitetes Lexikon im Stile eines Glossar würde das Nachschlagen wichtiger Definitionen, Personen oder Ereignisse vereinfachen und die interaktive Diskussion über einzelne Themen ein vertiefendes Verständnis begünstigen. Die Nutzung der Foren käme zudem der Urteilskompetenz zugute, da unterschiedliche Ansichten debattiert werden können. Eine Schulung in den gängigen Textverarbeitungs- und Office-Programmen verbessere darüber hinaus nicht nur die Informationsaufnahme, sondern auch die Verarbeitung mit individuell gestalteten und digital arrangierten Plakaten, Informationsblättern oder Power-Point-Präsentationen.[22]

 

2.2.1 Beispiel aus der Literatur

Das Ziel der in der Literatur vermerkten achtstündigen Unterrichtseinheit war, dass die Schüler- und Schülerinnen mit den Informationen aus Darstellungen und Quellen zum Thema „Restauration und Vormärz“ ein digitales Daumenkino (schnell ablaufende Bildergeschichte) per Präsentationssoftware erarbeiteten. Wie die Gruppen, die die Ereignisse jeweils aus einer anderen Perspektiven (z.B. Fürst von Metternich oder Heinrich Heine) darstellen sollten, die einzelnen Arbeitsschritte exakt absolvieren, blieb den Lernenden selbst überlassen. Nur das Hochladen eines Drehbuches, auf dem die spätere Präsentation basieren sollte, war als eine Lern- beziehungsweise Arbeitskontrolle verbindlich vorgegeben. Als Schwerpunkte bei den trainierten Kompetenzen lassen sich die historische Rekonstruktionsfähigkeit sowie die Medienkompetenz in Bezug auf historische Inhalte nennen. Darüber hinaus lernten die Schüler- und Schülerinnen, wie man Bildfolgen strukturiert und der Kausalität nach verbinden kann sowie eine perspektivische Narration anhand von Begriffen und Bildern erarbeitet.[23]

 

Moodle führte hierbei die jeweiligen Aufgaben und Inhalte zusammen: Es beinhaltete eine Word-Datei mit den konkreten Arbeitsaufträgen und Anforderungen und stellte Arbeitsmaterialen in Form von Dateien und Links zur Verfügung. Ein Verweis zu einer Datenbank für Bildmaterial (Wikimedia Commons), ein zusammengestellter Advance Organizer („Lernlandkarte“) über liberale Bewegungen und die Reaktion sowie ein Verweis auf Materialseiten im Schulbuch zählten zu diesen bereitgestellten Ressourcen. Dazu gab es markierte Datenbänke bzw. Hochladeforen für die Schüler, um fertige Präsentationen, einzelne Folien oder die Drehbücher hochzuladen und damit zugänglich zu machen.[24]

Der erwähnte Advance Organizer funktionierte als frontaler Einstieg in die Unterrichtseinheit, der den Lernenden einen Überblick über die Thematik und eine Orientierung über ihr nachfolgendes, selbstgesteuertes Lernen bieten sollte. Durch die ständige Verfügbarkeit auf Moodle konnte der Advance Organizer jeder Zeit zu Rate gezogen werden. Nachdem die verschiedenen fikitv-perspektivischen Präsentationen nach der individuellen Arbeitsphase von den Gruppen vorgeführt wurden, fand eine Diskussionsrunde über das Daumenkino an sich als auch über die jeweilige Perspektive statt. Weiterhin verglich man Drehbücher mit fertigen Bildergeschichten. Das Ende der Einheit wurde durch einen ebenfalls auf Moodle verfügbaren Abschlusstest markiert.[25]

 

2.2.2 Informationen zur Praktikumsschule und mediale Voraussetzungen

Die Realschule Tiengen betont in ihrem Schulprogramm ein vielfältiges, ganzheitliches und individuelles Lernen. Es beabsichtigt eine gesunde Balance zwischen Theorie und Praxis beziehungsweise Schule und Freizeit, bietet Förderkurse an und unterstützt vertiefendes

Lernen beispielsweise mit diversen Arbeitsgemeinschaften (z.B. Bereich Deutsch: Kreatives Schreiben-AG). Darüber hinaus kooperiert die Schule mit zahlreichen Betrieben, die eine erfolgreiche Berufsorientierung ermöglichen sollen. Auch der partnerschaftliche Kontakt zwischen Lehrpersonen und Eltern wird ausdrücklich erwähnt.[26]

 

Viele der Klassenzimmer sind seit einiger Zeit mit Smartboards ausgestattet. Der Unterricht gestaltet sich also je nach Raum unterschiedlich, die medialen Möglichkeiten beschränken sich bei Nicht-Vorhandensein eines Smartboards häufig auf Tafel und Tageslichtprojektor. Die Smartboards wurden in den beobachteten Unterrichtsstunden meist als „normaler Beamer“ verwendet, der Touchscreen nur selten wirklich wirkungsvoll benutzt. Als Ersatz für aufwändige/teure Folien und die umständlich anzuschließende Dokumentenkamera dient das Gerät hauptsächlich dazu, die digitalisierten/eingescannten Arbeitsblätter zu bearbeiten oder zu besprechen.

Die Schule hat keine für Schüler zugänglichen PCs in den Klassenzimmer, sondern mehrere klassische Computer-Räume, dessen Reservierungs- und Belegungsplan hin und wieder zu Überschneidungen und Unstimmigkeiten führte. Dieser Aspekt ist deshalb von Belang, da ein unterrichtsbegleitender Moodle-Einsatz an diesem Punkt seine ersten Einschränkungen erfährt (siehe 2.1.2). Die vorhandenen Smartboards können diese mangelnden technischen Voraussetzungen nur bedingt aufwerten, aber als Anlaufpunkt für die anfängliche Arbeit mit Moodle agieren und den Erklärungen der Lehrperson anschaulich assistieren.

 

2.2.3 Beispiel aus dem Praktikum

Die Unterrichtseinheit mit Moodle war für die Lehrperson und die Lernenden eine neue Erfahrung, beide Seiten nutzten die Lernplattform im Unterricht und darüber hinaus zum ersten Mal. Die beobachteten Stunden gleichen dabei in groben Zügen dem bereits vorgestellten Beispiel aus der Literatur (vgl. 2.2.1).

Die neunte Klasse sollte Themen zum Verlauf des Ersten Weltkrieges bearbeiten, visualisieren und präsentieren. Dabei wurden im Vorhinein Gruppen festgelegt, die die Lehrperson transparent im virtuellen Kursraum vermerkte. Auf der Lernplattform stand weiterhin ein Diskussionsforum zur Verfügung, in das die Schüler- und Schülerinnen ihre fertigen Präsentationen mit vorgegebenen Dateinamen hochladen sollten, ein einsehbarer Zeitplan bzw. eine grobe Frist für die Fertigstellung der Präsentationen sowie Tipps und Hilfestellung zum Thema Power-Point in Form eines Videos und einer Beispiel-Präsentation. Eine neunseitige PDF-Datei („Arbeitsblatt Kriegsverlauf“) galt als Grundlage für das Arbeiten innerhalb der Gruppen. Sie teilte das Hauptthema „Verlauf des Ersten Weltkrieges“ in vier Unterthemen („Stellungskrieg und Materialschlachten“, „Tannenberg 1914 und Ypern 1915“, „Verdun 1916 und der Friede von Brest-Litowsk“, „Das 14-Punkte-Programm und der Waffenstillstand 1918“) auf und zeigte das genaue Arbeitsprogramm der Lernenden nachvollziehbar auf. Mehrere Gruppen bearbeiteten demzufolge das gleiche Unterthema.

 

Zuerst sollten die Gruppen ihr jeweiliges Thema mit Hilfe der digitalen Arbeitsblätter bearbeiten, welche ein grundlegendes Verständnis ermöglichen sollten. Dabei war es nötig, dass die Schüler und Schülerinnen selbstständig recherchierten. Die Verlinkung der Seite des Deutschen Historischen Museums galt als erste Anlaufstelle, die individuelle Schwerpunktsetzung, Visualisierung und Vertiefung für die Präsentationen lag frei in den Händen der Lernenden. Standards und Mindestanforderungen für die abschließenden Power-Point-Präsentationen beinhaltete das Dokument ebenfalls. So war die Länge mit ca. 7 Minuten verbindlich festgelegt. Darüber hinaus sollten es die Gruppen mit ihren Vorstellungen ermöglichen, dass die restlichen Schüler- und Schülerinnen das jeweils passende Arbeitsblatt ausfüllen können. Die jederzeit zugänglichen fertigen Präsentationen auf Moodle unterstützten dieses Vorhaben.

 

Der Moodle-Kurs der Geschichtsklasse wurde anschließend Thema für Thema fortgeführt. Für den späteren Lerngegenstand „Novemberrevolution“, welcher klassisch unterrichtet wurde, ist ein Test verlinkt, mit dem die Schülerinnen und Schülern freiwillig üben und ihr Wissen unabhängig vom Unterricht überprüfen können. Der inhaltliche Aspekt der Inflation während der Weimarer Republik ist durch die jederzeit verfügbaren Arbeitsblätter und eine Prezi-Präsentation, die im Unterricht verwendet wurde und diesen strukturierte, repräsentiert. Auch hier zeigt sich der unterrichtsbegleitende Charakter von Moodle, der den gesamten Verlauf einer Unterrichtseinheit transparent macht. Gerade vor Klassenarbeiten kann diese Einsicht in den Verlauf der Stunden für Vertiefung und Wiederholung nützlich sein.

 

2.2.4 Begründung und Intention der Lehrperson

Die Begründungen und Ansichten des Mentors habe ich im Rahmen eines Fragenkatalogs/Interviews notiert und werden zur leichteren Lesbar- und Verständlichkeit absatzweise und mit Zwischenüberschriften wiedergegeben.

 

a) Intention und Gründe für eine stärkere Integration von Moodle in den Schulalltag

Bei dieser Fragestellung müssen zwei Einsatzbereiche unterschieden werden. Zum einen ist hier der Bereich der Schulorganisation und zum anderen die Unterrichtseinbindung zu nennen.

Die Organisation des alltäglichen Lehr- und Schulbetriebes profitiere von Moodle vehement. Schon derzeit werden die Kontigentstunden des neuen Bildungsplans derart transparent debattiert und eingeteilt. Dies beschleunige das ansonsten zeitintensive Prozedere, da keine Sitzungen und Treffen für diverse Abstimmungen abgehalten werden müssten. Aber auch für die Unterrichtsvorbereitung leiste Moodle seinen Beitrag: Materialen, Blöcke und ganze Kurse können beliebig verschoben und kopiert („Baukastenprinzip“), ein Dateispeicher angelegt und Unterrichtsstunden flexibel geplant und verändert werden. Eine Steigerung der Teamarbeit innerhalb des Kollegiums sei die wünschenswerte Folge, Einzelkämpfer vor der Klasse könnten so vermieden werden. Von dieser digitalen Verknüpfung aller Lehrkräfte und der daraus resultierenden Zeitersparnis profitierten letztlich auch die Lernenden. Dazu würde die Medienkompetenz des Kollegiums gefördert werden, was zwingend notwendig sei.

Neben der Stärkung der Medienkompetenz der Schüler und Schülerinnen hat die Integration Moodles folgende Vorteile, die den Unterricht betreffen: Die Lernenden würden beispielsweise ihre modernen Endgeräte (z.B. Smartphone und Tablets) nicht mehr nur für Chats und Mobile Games verwenden, sondern als einen Lernzugang nutzen können. Dafür spreche die Verfügbarkeit der Lernplattform auch per App. Darüber hinaus fehle vielen Kindern und Jugendlichen die Grundlagen einer effektiven und sinnvollen Arbeit am Computer und im Internet. Entsprechende Kompetenzen und Kenntnisse, die die Umwandlung von Dateiformaten, die Benennung von Dateien und die Zurechtfindung in den Office-Programmen betreffen, seien beispielswiese auch trotz ITG-Unterrichts noch immer mangelhaft. Weiterhin wären die Möglichkeit der Kommunikation und die für jeden Kursteilnehmer wirksame Transparenz als Pluspunkte anzusehen. Gerade die Lehrperson habe durch die Trainer-Rechte viele Möglichkeiten, die Arbeit der Schüler zu kontrollieren und individuelles Feedback zu geben.

 

b) Vorteile und Nachteile von Moodle

Zu Beginn ist festzuhalten, dass Moodle nie für einen personalen Unterricht einspringt, sondern lediglich als Element desselben dienen kann. Eine ausschließliche Verwendung sei nicht anzuraten, andere Methoden könnten nicht ersetzt werden. Prinzipiell habe der sinnvolle Methodenwechsel im Unterricht eine hohe Bedeutung und der Einsatz von Moodle könnte eine dieser Methoden sein.

Einen großen Vorteil gäbe es in Bezug auf die Umwelt, da Schulen und ähnliche Bildungseinrichtung den Ruf besitzen, bedenkenlos viele Kopien anzufertigen und eine enorme Menge an Papier zu verbrauchen. Durch das Hochladen von Arbeitsblättern, GFS-Handouts u.Ä. wäre es den Lernenden selbst überlassen, ob sie über das entsprechende Material analog oder lediglich digital verfügen möchten. Die ständige Verfügbarkeit der Plattform spricht für dieses Vorhaben, da mittlerweile von einer lückenlosen Versorgung mit Computern und Internet in den Elternhäusern ausgegangen werden könne (siehe JIM-Studie 2015). Außerdem benötigen die Schüler- und Schülerinnen lediglich eine E-Mail-Adresse, um an der Lernplattform zu partizipieren. In Zeiten von Smartphones und Tablets könne diese vorausgesetzt werden.

Dazu könnte Moodle als eine „seriöse Variante“ von WhatsApp bezeichnet werden, da Kommunikation über die Plattform, wenn auch weniger komfortabel und schnell, jederzeit möglich wäre. Zusätzlich hätten Lehrpersonen den Luxus, variabel und flexibel Kursräume und den Unterricht zu verändern sowie diesen selbst bei Krankheitsfall zu organisieren. Letzteres käme auch den Vertretungslehrerinnen und –lehrern zugute.

Problemtisch wäre nur die Bereitstellung von Endgeräten in den Schulen. Eine Situation wie die an der Realschule Tiengen sei für die vermehrte Einbindung von Moodle nicht unproblematisch, die wenigen Computerräume und deren Belegungspläne sorgten häufiger für Chaos und Unstimmigkeiten.

 

c) Gründe für die uninspirierte Nutzung von Moodle an (Hoch-)Schulen

Viele Bildungseinrichtungen unterschätzen Moodle in dem Sinne, dass sie sie lediglich als Dropbox-Verschnitt, also als reine Dateiablage nutzen. Aspekte der Kommunikation und des Lernens würden vernachlässigt. Fehlende Kenntnisse und Informationen über die Möglichkeiten von Moodle seien der Hauptgrund dafür. Nicht umsonst gäbe es deshalb vom Landesministerium organisierte Fortbildungen, die diese Wissenslücken schließen sollen. Die wenigen Freiräume, die gestandenen Lehrkräften zur Verfügung steht, vermindere leider das Interesse an neuartigen Plattformen, die notwendige Einarbeitungszeit werde als zusätzlicher Ballast empfunden. Die biedere Grundversion von Moodle, die zugegebenerweise durch Expertenhand individuell und attraktiv gestaltet werden kann und muss, sowie womöglich ungünstige Vorerfahrungen senke die Motivation der Lehrkräfte außerdem, sich damit auseinanderzusetzen.

 

d) Das Praxisbeispiel – Überlegungen

Moodle soll prinzipiell dazu dienen, eine gemeinsame Plattform für Dateiablage, Arbeitsmaterial und Kommunikation zu etablieren. Wichtiger Aspekt des Geschichtskurses der neunten Klasse ist die Transparenz: So werden beispielsweise GFS-Anforderungen im Allgemeinen und Präsentationsrichtlinien, Arbeitsaufträge wie auch ein verbindlicher Zeitplan im Speziellen offengelegt (siehe 2.2.3). Der motivationale Standpunkt galt als wichtige Vorüberlegung: Eine an die Lebenswelt der Schüler angepasste Version einer Gruppenarbeit sollte den Ehrgeiz derselben wecken und eine erfolgreiche Beschäftigung mit dem Thema fördern. Neben dem Sparen von Papiermüll (zahlreiche Handouts wären nötig gewesen) könne diese Methode für Abwechslung zum üblichen Unterrichtsgeschehen sorgen. Weiterhin sei es interessant, wie ein unbekanntes Medium von Schülern und Schülerinnen aufgenommen werde. Die Chance für die Lehrperson und die Lernenden, einzelnen Gruppen(mitgliedern) zusätzliches Feedback zu ihrer Arbeitsweise und ihren Präsentationen zu übermitteln, das in der knapp bemessenen Unterrichtsdauer nur schwer umsetzbar wäre, begründe die Umsetzung der Einheit mit Moodle zusätzlich. Diese Forumsfunktion der Lernplattform, also das Hochladen erarbeiteter Dateien und die entsprechenden Rückmeldungen, können darüber hinaus helfen, Gedankengänge der Schüler und Schülerinnen nachzuvollziehen und ihre Kommunikation zu reflektieren.

 

2.2.5 Reflexion des Praxisbeispiels

Eine Unterrichtseinheit wie diese ist natürlich enorm zeitintensiv. Zusätzlich zu den differenten Arbeitsgeschwindigkeiten einzelner Gruppen und der nötigen Einarbeitungszeit bezüglich einer unbekannten Platt- und Lernform, die es zu berücksichtigen gilt, dauern auch die Planungen der Lehrperson vor dem Beginn der Einheit entsprechend lange. Es muss abgewogen werden, welche Dateien wie präsentiert werden, welche verbindlichen Vorgaben existieren sollen und wie lange die Einheit gehen soll (Stichwort Computerraumreservierung). Beim ersten Mal müssen zusätzlich Accounts für alle Lernenden erstellt werden und das System Moodle erläutert werden. Wie für jede andere Methode auch ist also hier eine Art langfristige Ritualisierung notwendig. Je öfter und je früher die Lernenden gewisse Arbeitsweise verinnerlichen, desto ertragsreicher ist die Methode.

Dadurch, dass einige Gruppen dieselbe Thematik zu bearbeiten hatten, zeigten sich bei den Präsentationen gruppenspezifische Schwerpunkte, die das gleiche Thema in anderer Art und mit anderen Inhalten behandelten. Das Interesse der Gruppen an bestimmten Seitenthemata oder Aspekten, die durch eigenständige Recherche ermöglicht wurden, übertrug sich im Folgenden auf die restliche Klasse, was die überproportional hohe Anzahl an Meldungen, Fragen und Meinungen im Anschluss an die Präsentationen zeigten. So konnte ein gewisses Grundwissen vertieft und gleichzeitig Neugier entwickelt werden. Das Ergebnis der Präsentationen war inhaltlich also durchaus zufriedenstellend.

 

Eine Verbesserung des zeitlichen Rahmens wäre zu überlegen, da das komplett zugängliche Internet natürlich für Störfeuer und Ablenkung sorgen kann. In dem man die Recherchemöglichkeiten auf bestimmte seriöse Webseiten beschränkt, könnte eine stärkere Fokussierung gelingen. Auf der anderen Seite würde so auch eine inhaltliche Lenkung stattfinden, die aufkeimende Interessen und Schwerpunkte möglicherweise erstickt. Prinzipiell ist aber festzuhalten, dass alle Gruppen die gesamte Dauer der Einheit motiviert arbeiteten, auch wenn natürlich nie alle Gruppen im Blick behalten werden konnten. Durch die auch hier festzustellenden Kompetenzunterschiede verlagerten sich die Schwerpunkte der Arbeit zwar auf verschiedene Bereiche (inhaltliche oder technisch/optische Verbesserungen, Überlegungen und Umgestaltungen), die Ergebnisse legitimieren aber den hohen Zeitaufwand. Vor allem, da die Grundlage für die weitere Beschäftigung mit Moodle beiläufig erarbeitet wurden. Waren die Schülerinnen und Schülern zu Beginn noch passive Rezipienten der Vorgaben und Dateien, nutzten sie im weiteren Verlauf der Einheit das Medium interaktiv (Hochladen der Präsentationen und Diskussion).

Darüber hinaus ließ sich eine Verbindung von intrinsischer und extrinsischer Motivation beobachten. Erste entstand durch die multimediale und neuartige Arbeit an den Computern, letztere durch die zwingende Vorbereitung auf spätere Präsentationsprüfungen. PowerPoint ist dafür als grundlegender Standard anzusehen und wird hier selbstständig, aber durch verfügbare Tipps und Tricks (z.B. Hilfe-Video) eingeübt und mit Präsentationen anderer verglichen. Die meisten Lernenden besaßen wesentliche Kenntnisse über PowerPoint, für das optische Gesamtbild maßgebliche Bildbearbeitungs- und Designtools wurden ohne vorherige Empfehlungen und Hinweise der Lehrkraft allerdings kaum genutzt.

Auch im Hinblick auf das Kollegium war die Einheit ertragsreich. Der Moodle-Kurs kann als Vorbild und Inspiration herhalten, gewisse Blöcke kopiert oder verändert werden. Der Mehrwert geht also über die Zahl der jugendlichen Lernenden hinaus.

 

Schlussendlich war die Unterrichtseinheit erfolgreich und motivierend. Die Präsentationen wurden mit Hilfe von Gruppennoten bewertet, wobei die Noten zwischen sehr gut und befriedigend anzusiedeln waren. Die Erstellung eigener Unterrichts- und Lernmaterialien durch die Schülerinnen und Schüler wäre im klassischen Unterricht bzw. mit klassischer Gruppenarbeit wohl nicht derart multimedial und nachhaltig umsetzbar gewesen.

 

3. Schlussbetrachtung

Die vorliegenden Beispiele aus Literatur und eigenen Beobachtungen zeigen, dass ein historisches und kompetenzorientiertes Lernen mit Moodle als unterrichtsbegleitendem Instrument prinzipiell umsetzbar ist. Die Möglichkeit, verschiedene Aufgabenformate und Inhaltsaspekte in diversen Facetten zur Verfügung zu stellen, kann individuelles, schülerorientiertes und vertiefendes Lernen unterstützen, bedeutet aber für die Lehrperson im Vorhinein eine ausgebildete Strukturierungs- und Medienkompetenz. Dabei sollte aber nicht der Fehler begangen werden, Moodle unreflektiert und unbegründet einzusetzen oder gar als Ersatz für den Unterricht zu sehen. Abhängig vom Unterrichtsstil, den technischen Voraussetzungen der Schule und dem Mehrwert des Lernarrangements, welcher sich anhand der sinnvollen Auswahl von Inhalten und Anpassung dieser an didaktische und curriculare Vorgaben beurteilen lässt, kann der Einsatz der Lernplattform auch lediglich zeitintensiv und wenig gewinnbringend sein. Einzelne Aspekte wie die Kommunikationsfunktion der Plattform sind zwar nützlich, dürfen aber eine mündliche und spontane Feedback-Runde oder Diskussion nicht ersetzen. Dafür ist der Beitrag von Moodle zur Medienkompetenz der Schüler und Schülerinnen umso höher zu bewerten. Womöglich sind auch weitere Forschungen und geschichtsdidaktische Ideen/Vorgaben zum Thema Blended Learning abzuwarten.

Wird Moodle allerdings derart stiefmütterlich behandelt und eingesetzt wie beispielsweise an der PH Weingarten, kann die Bedeutung und das Ansehen der Plattform verständlicherweise nicht anwachsen. Eine ausschließliche Verwendung als Dateiablage wird ihr nicht gerecht, darüber hinaus gäbe es hier auch alternative Möglichkeiten (z.B. Dropbox). Nur in wenigen Seminaren lassen sich in den entsprechenden Kursen freiwilliges Vertiefungsmaterial finden, nur äußerst selten wird Moodle für das Hochladen von Dateien/Präsentationen, deren Feedback oder Abstimmungen über spezifische Seminarinhalte genutzt.

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[1] Dexheimer, Der didaktische Mehrwert, S. 1

[2] Raschke, Das virtuelle Klassenzimmer

[3] Lachmann, Moodle in der Schule, S. 1

[4] Reinmann-Rothmeier, Blended Learning, S. 31

[5] Ebd., S. 31-33

[6] König, Historisches Lernen mit LMS, S. 137

[7] Ebd., S. 136

[8] Lachmann, Moodle in der Schule, S. 1f.

[9] Dexheimer, Der didaktische Mehrwert, S. 2

[10] Wilhelm-Emmanuel-von-Ketteler-Schule Mainz

[11] Dexheimer, Der didaktische Mehrwert, S. 2f.

[12] König, Historisches Lernen mit LMS, S. 137

[13] Theoretisch darf man nicht davon ausgehen, dass jeder Haushalt Endgeräte und Internet besitzt. Die aktuelle JIM-Studie 2015 (http://www.mpfs.de/index.php?id=676) spricht aber für eine flächendeckende Grundversorgung.

[14] Dexheimer, Der didaktische Mehrwert, S. 3-6

[15] Alle reden über Moodle

[16] Raschke, Das virtuelle Klassenzimmer

[17] König, Historisches Lernen mit LMS, S. 141

[18] Wiegrefe, Das Moodle2-Praxisbuch, S. 331

[19] Ebd., S. 335f.

[20] König, Historisches Lernen mit LMS, S. 139ff.

[21] Ebd., S. 134f.

[22] Ebd., S. 142

[23] König, Historisches Lernen mit LMS, S. 143ff.

[24] Ebd., S. 143f.

[25] Ebd., S. 144

[26] Webseite der Realschule Tiengen

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Primärliteratur:

- Dexheimer, Martin: Der didaktische Mehrwert virtueller Lernplattformen an Schulen. Ergebnisse einer Untersuchung. In: merz. medien + erziehung (56. Jahrgang, Heft 04). München, 2012.

- König, Alexander: Historisches Lernen mit Lernmanagementsystemen – Moodle im Geschichtsunterricht. In: Alavi, Bettina (Hrsg.): Historisches Lernen im virtuellen Medium. Heidelberg, 2010.

- Reinmann-Rothmeier, Gabi: Didaktische Innovation durch Blended Learning. Leitlinien anhand eines Beispiels aus der Hochschule. Bern, 2003.

- Wiegrefe, Carsten: Das Moodle 2-Praxisbuch. Gemeinsam online lernen in Hochschule, Schule und Unternehmen. München, 2011.

 

Internet:

- Hilgenstock, Ralf: Grundsätzliches über Moodle.

URL: http://moodle.de/course/view.php?id=87 [abgerufen am 16.02.16]

- Informationen zur Realschule Tiengen

URL: http://www.rs-tiengen.de [abgerufen am 26.02.16]

- k. A.: Alle reden über Moodle – aber keiner benutzt es. 2008.

URL: http://www.lehrerfreund.de/schule/1s/moodle/3321 [abgerufen am 16.02.16]

- k.A.: Pädagogisches Konzept zum Einsatz von Moodle der Wilhelm-Emmanuel-von-Ketteler-Schule Mainz.

URL:http://lernenonline.bildung-rp.de/fileadmin/user_upload/lernenonline.bildung-rp.de/Textdokumente/Paedagogisches_Konzept_zum_Einsatz_von_moodle_W-E-K_Schule_Mainz.pdf [abgerufen am 16.02.16]

- Lachmann, Marc/Baselt, Mike: Moodle in der Schule – eine Einschätzung der methodisch-didaktischen Potentiale.

URL: http://elearn.gym-gleisdorf.ac.at/file.php/1/upload/moodle-didaktikkurz.pdf [abgerufen am 16.02.16]

- Landesakademie für Fortbildung und Personalentwicklung an Schulen: Einführung in Moodle in der Schule.

URL: http://lehrerfortbildung-bw.de/moodle-info/schule/einfuehrung [abgerufen am 16.02.16]

- Raschke, Marc: Das virtuelle Klassenzimmer. Moodle macht’s möglich.

URL: https://www.schulministerium.nrw.de/docs/AusSchulen/Berichte-und- Reportagen/moodle/index.html [abgerufen am 16.02.16]

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