Texte: Der Grund, warum dieser Blog nie Erfolg hatte und haben wird. Weil er gegen gekünstelte Insta-Filter-Pics und dämliche werbefinanzierte Opening- und Produkttest-Videos auf YouTube natürlich chancenlos unterlegen ist. Womöglich zu Recht, denn auch ich könnte ja mit der Zeit gehen. Oder mich darum scheren, wie groß meine Leserschaft ist. Dass ich das definitiv nicht tue, zeigt folgende Auseinandersetzung, die niemand freiwillig lesen sollte/wird, der nicht außerordentlich besondere special interests besitzt.
Ein Text, der der Frage nachgeht, was eigentlich ein Text ist. Schräger wird's nicht. Wobei: Das ist wahrscheinlich gelogen. Ein kleiner und wenig amüsanter Ausflug in die Welt der Linguistik.
Die Schwierigkeit der Definition
Texte sind außerordentlich komplexe Phänomene, die keiner einheitlichen
Definition unterliegen, da einerseits alltägliche und andererseits wissenschaftliche Erklärungsansätze koexistieren. Im Alltag werden Texte als schriftlich fixierte und
inhaltlich kohärente (Kohärenz, von lat. cohaerentia = Zusammenhang) sprachliche Einheiten
wahrgenommen, die aus aneinandergereihten Sätzen bestehen.
Diese Definition ist der Wissenschaft nicht präzise bzw. allumfassend genug. In der Linguistik (Sprachwissenschaft, lat. lingua = Zunge, Sprache) gibt es zwei größere Strömungen, die den
Begriff des Textes zu fassen versuchen und dabei unterschiedliche Schwerpunkte setzen:
Sprachsystematische Ausrichtung | Kommunikationsorienterte Ausrichtung |
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Klaus Brinker schlägt eine Verschmelzung beider Ansätze vor, um dem komplexen Phänomen Text gerecht werden zu können. Sein integrativer Textbegriff formuliert, dass Texte innerhalb eines bestimmten Kontextes eine vom Emittent (Sender, lat. emittere = aussenden, losschicken) festgelegte Funktion erfüllen. Sie bestehen aus einer begrenzten Folge von sprachlichen Zeichen, die inhaltlich und grammatisch kohärent (= zusammenhängend) sind, und können darüber hinaus sowohl schriftlich fixiert als auch mündlich vorgetragen sein.
Auch Thomas Lindauer berücksichtigt beide linguistischen Strömungen und bezeichnet Texte als Zusammenspiel von materiellem Text (Oberflächen-struktur, Grammatik) und kognitivem Text (Kommunikationssituation, Funktion). Erst wenn ein kognitiver Text erkannt werden kann, darf dem materiellen Text »wahre Texthaftigkeit« zugesprochen werden. Ob der Rezipient (Empfänger, lat. recipere = annehmen, aufnehmen) jedoch einen Text als »echten Text« erkennt, hängt von seinem Sprachwissen (z.B. Erkennen von Zeichen, Textsorten, sprachlichen Mitteln etc.), seinem Weltwissen (z.B. Erkennen von Zusammenhängen und der Textfunktion) und seiner Einstellung gegenüber dem Emittenten und seiner Sprache ab. Schlussendlich sind Texte seiner Meinung nach also subjektive Konstrukte.
Kritik an diesen Definitionsversuchen äußert Kirsten Adamzik, auch wenn sie die Abkehr von der Fokussierung nur eines Teilaspektes des Phänomens begrüßt. Jedoch hält sie die integrativen Ansätze mehr für Zusammenstellungen wesentlicher Merkmale als für allgemeingültige Definitionen. Sie macht ihre Kritik an drei kontroversen Kriterien fest, die trotz der vorhandenen Definition noch unklar seien:
Dimension der Medialität |
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Dimension der |
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Dimension des |
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Ihr Lösungsvorschlag lautet, Texte als prototypische Konzepte zu verstehen, anstatt die Formulierung einer einschnürenden Definition zu versuchen. Die tiefgreifende Analyse aller potenziellen Eigenschaften von Texten soll helfen, definitorische Schwierigkeiten zu überwinden und eine differenzierte Betrachtung zu ermöglichen. Die zugrundeliegende Fragestellung "Was ist eigentlich... ein Text?" wandelt sich dabei zur Frage "Was ist ein typischer Vertreter eines Textes?". Diese Prototypentheorie versucht, geeignete Beispiele zu analysieren, die mehrere zentrale Merkmale vereinen. Allerdings liegt die Eignung eines Textbeispiels als Prototyp erneut im Auge des Betrachters. Adamzik skizziert vier Beschreibungsdimensionen, nach denen sich Texte auseinanderdividieren lassen:
Thema (Was?) |
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Funktion |
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Sprachliche |
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Situativer |
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Die Textanalyse nach Brinker
Untersucht werden können Texte nach textinternen und textexternen Analysedimensionen, die sich mit den wissenschaftlichen Nahbereichen der Pragmatik (Kommunikationssituation, gr. pragma = Handlung, Sache), Syntax (Satzlehre, gr. syntaxis = Ordnung, Reihenfolge) und Semantik (Bedeutungslehre, gr. sēmantikós = bezeichnend)überschneiden. Brinker schlägt dazu drei Schritte vor:
Schritt 1: |
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Schritt 2: |
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Schritt 3: |
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Ein paar der in der Tabelle verwendeten Begriffe und Analysekriterien werden im Folgenden näher erläutert.
a) Analyse des Kontextes
Die Kontextanalyse, also die Untersuchung der außertextlichen Faktoren, ist der primäre Schritt und nimmt die Kommunikationsform (Mediennutzung, Mündlichkeit/Schriftlichkeit), den Handlungsbereich (privat/offiziell/öffentlich) und die jeweiligen Auswirkungen auf die Textkonstitution unter die Lupe. Der Kontext hat direkte und indirekte Auswirkungen auf die Sprache und damit auf die Gestaltung der Texte. Einfaches Beispiel: Eine Chat-Nachricht an den besten Freund wird anders formuliert als eine E-Mail an den Chef, obwohl beide der gleichen Absicht (z.B. Wunsch, Entschuldigung) entspringen können.
b) Analyse der Textfunktion
Die Textfunktion beschreibt die mit konventionell (= gebräuchlich, gewöhnlich) geltenden Mitteln ausgedrückte Kommunikationsabsicht des Emittenten im Text, die der Rezipient erkennen soll. Nicht zu verwechseln mit der Textwirkung, also der tatsächlichen, nicht vorhersehbaren Folge, die aus der Rezeption des Textes resultiert.
Eine der Grundlagen bzw. Möglichkeiten zur Analyse der Textfunktion findet sich im Sprechhandlungskonzept bzw. den Illokutionsindikatoren des amerikanischen Philosophen John Searle. Mit sprachlichen Handlungen (Illokutionen) versucht der Emittent zielgerichtet auf den Rezipienten einzuwirken. Der Versuch erfolgt über intentionale und konventionalisierte Muster, die das Verständnis auf Seiten des Rezipienten ermöglichen sollen. Sprachliche Handlungen sind laut dieses Konzepts Grundeinheiten für die Textkonstitution. Eine sprachliche Handlung besteht dabei aus vier Teilen, wovon die ersten drei Teile zeitgleich ausgeführt werden:
Illokutiver Teil |
Sprechhandlungstyp, z.B. Versprechen, Ratschlag, Behauptung, Befehl... |
Propositionaler Teil |
Inhalt, z.B. des Versprechens |
Äußerungsakt |
Ausdruck, mit dem das Versprechen getätigt wird |
Perlokutionärer Teil |
Wirkung, nicht konventionalisiert |
Texte besitzen meist eine dominierende Illokution (z.B. Wunsch) und mehrere untergeordnete bzw. stützende (z.B. bestenfalls überzeugende Begründungen). Verschiedene Illokutionsindikatoren, also konventionalisierte sprachliche Mittel, signalisieren den Typ der sprachlichen Handlung:
Sprachliche Indikatoren |
explizite performative Formel |
z.B. "Ich verspreche"... |
z.B. Fragesätze | ||
Satzmuster |
z.B. Tempus | |
z.B. "bestimmt", "bloß" | ||
prosodische Merkmale |
z.B. Intonation, Lautstärke | |
propositionaler Gehalt |
Inhalt | |
Kontextuelle Indikatoren |
institutioneller Rahmen |
z.B. am Arbeitsplatz |
Rollenverhältnis | z.B. Chef - Angestellter | |
Hintergrundwissen | z.B. Dauer/Art der Zusammenarbeit |
Nicht immer reichen die oben gelisteten Merkmale auf der Ebene der Textoberfläche bzw. der Sprache aus, um die Textfunktion zu beschreiben. Höher in ihrer Wertigkeit einzuschätzen sind die Interaktionsbedingungen und das Verhältnis zwischen Emittent und Rezipient, denn nur so lassen sich beispielsweise ironische Bemerkungen entschlüsseln. Auch der propositionale Teil kann sich aufgrund des Kontextes verändern: Der Satz "Wir werden wiederkommen." lässt sich sowohl als Drohung oder freundschaftliches Versprechen interpretieren.
Ernst Ulrich Große analysiert die Textfunktion über Dominanzkriterien und erfasst dazu die verwendeten Ausdrücke auf quantitativer Ebene. Er arbeitet für seine »Text-Statistik« also nah an der Textoberfläche und bezeichnet die Textfunktion als Gebilde aus folgenden Komponenten:
Typen semantischer Sätze |
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Appellfaktor |
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Präsymbole |
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Handlungsregeln |
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Zusammengefasst können also sowohl innertextliche als auch außertextliche Elemente als Indikatoren herangezogen werden, die die Textfunktion direkt oder indirekt signalisieren:
direkte Signalisierung |
sprachliche Formen |
Emittent drückt seine Intention gegenüber dem Rezipienten aus (z.B. performative Verben wie wünschen, verlangen, kritisieren...) |
indirekte Signalisierung |
thematische Einstellung |
Emittent drückt seine Einstellung zum Thema aus (z.B. über Wertungen) |
kontextuelle Faktoren | situativer bzw. institutioneller Rahmen + gesellschaftlicher Handlungsbereich |
Bleibt die Frage, welche grundlegenden Funktionen Texte eigentlich erfüllen können bzw. sollen. John Searle spricht von fünf textuellen Grundfunktionen, die alle ihre eigenen performativen Verben mitbringen:
Informationsfunktion |
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Obligationsfunktion |
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Kontaktfunktion (z.B. danken, gratulieren) |
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Deklarationsfunktion (z.B. bescheinigen) |
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Appellfunktion (z.B. auffordern, empfehlen) |
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c) Analyse der Textstruktur
Die Textstruktur meint das Gefüge an Relationen, die zwischen Sätzen bestehen, also den inneren Zusammenhang auf grammatischer und inhaltlicher Ebene (Kohärenz). Der Satz gilt dabei als zentrale Struktureinheit des Textes, wenngleich sie sich im Mündlichen oder Gedanklichen aufgrund der fehlenden, den Text segmentierenden Interpunktion nur schwer fassen lassen. Die Definition eines Satzes ist ähnlich wie die Definition eines Textes schwierig zu formulieren und in der Wissenschaft je nach Schwerpunkt unterschiedlich ausgestaltet. In der Textlinguistik wird das Phänomen des Satzes unter zwei verschiedenen Aspekten zu greifen versucht, angelehnt an die Bilateralität sprachlicher Zeichen (Ferdinand de Saussure):
Ausdrucksorientierte |
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Inhaltsorientierte |
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Wie können nun aufeinanderfolgende Sätze zu einem Text verschmelzen? Zum Einen über die grammatische Kohärenz, also die semantisch-syntaktische Beziehung zwischen Sätzen, die durch sprachliche Mittel (z.B. Konjunktionen)hergestellt wird. Hier hat vor allem das Prinzip der Wiederaufnahme maßgebliche Bedeutung:
Explizite |
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Implizite |
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Zum Anderen spielt die inhaltliche Kohärenz eine wichtige Rolle, also der kognitive Zusammenhang der Sätze und damit die logisch-semantische Relation. Auch auf diese besitzt das Prinzip der Wiederaufnahme Einfluss, eine erste thematische Orientierung ermöglicht z.B. die wiederholte Nennung der Hauptfiguren. Der thematische Kern eines jeden Textes kann jedoch noch nach anderen (kommunikativen) Prinzipien abgeleitet werden: Einerseits kann er explizit genannt sein (z.B. in der Überschrift), benötigt aber je nach sprachlicher Verknappung ein gewisses Vorverständnis des Rezipienten. Andererseits lässt er sich aus dem Text abstrahieren, z.B. aus inhaltlichen Wiederholungen, der Textfunktion oder der Textsorte (s.u.) heraus.
Die gedankliche Ausführung des Textthemas (»Thematische Entfaltung«) ist abhängig von kommunikativen bzw. situativen Faktoren. Es lassen sich hierbei vier große Grundformen feststellen, die über eine Analyse des Beitrags einzelner Bestandteile zum Gesamtinhalt und ihrer logisch-semantischen Relation ableitbar sind:
Deskriptive Texte
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einmaliger Vorgang, historisches Ereignis |
Bericht, Zeitungsartikel... (informativ) |
regelhafter Vorgang |
Bedienungsanleitung, Kochrezept... (instruktiv bzw. appellativ) |
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Bezeichnung von Gegenständen und Lebewesen |
Beschreibung, Lexikonartikel... (informativ) |
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Argumentative Texte
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Kommentar, Erörterung, Werbetext... (appellativ) |
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Narrative Texte
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Erzählung, Märchen, Roman, Kurzgeschichte... (informativ) |
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Explikative Texte
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Abhandlung, Essay, Referat.... (informativ) |
Textsorten
Jede Textsorte besitzt konventionalisierte, typische Verbindungen kontextueller, sprachlicher und funktionaler Merkmale, an denen sie sich erkennen lassen. Diese festgelegten Strukturen erleichtern den kommunikativen Umgang und bieten zeitgleich Orientierung für Textproduktion und -rezeption.
Textsorten bezeichnen also komplexe Muster sprachlicher Kommunikation, die innerhalb einer Gesellschaft aufgrund von kommunikativen Bedürfnissen gewachsen sind.
(deskriptive, explikative, |
Texte des privaten Gebrauchs | Brief, E-Mail, Postkarte, Tagebucheintrag, Leserbrief, Social-Media-Kommentar... |
Wissenschaftliche Gebrauchstexte | Essay, Abhandlung, Hausarbeit, Erörterung.. | |
Didaktische Gebrauchstexte | Schulbuchtext, Anleitung, Referat... | |
Publizistische Gebrauchstexte | Bericht, Interview, Werbetext, Satire... | |
Literarische Texte (narrative Texte) |
Epische Texte | Roman, Novelle, Kurzgeschichte, Märchen, Fabel, Sage... |
Lyrische Texte | Gedicht, Ballade, Lied, Elfchen, Sonett, Ode... | |
Dramatische Texte | Tragödie, Komödie, Bürgerliches Trauerspiel... |
Wolfgang Kesselheim analysiert Textsorten auf sprachorientierter Ebene. Textualitätshinweise (Verknüpfungen, Themen, Bezüge, Funktionen etc.) sind für ihn gleichzeitig Musterhinweise, an sich die Textsortenzugehörigkeit erkennen lässt:
performative |
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nicht-performative |
|
Textsorten sind demnach ein Resultat aus Materialität (Papier, digital etc.) sowie sprachlicher Formgebung und können durch verschiedene zugrundeliegende Textmuster realisiert werden. Die Textsorte Kochrezept kann z.B. aus den Mustern "Historie des Gerichts" (narrativ + informativ) und der "Darstellung des Kochprozesses" (informativ + appellativ) bestehen.
Bei Klaus Brinker, der eine kommunikationsorientierte Analyse der Textsorten bevorzugt, ist die Funktion das Basiskriterium für die Unterscheidung von Textsorten. De kommunikative Sinn einer Textsorte lässt sich über den kontextuellen Faktor (soziale Rollen, Interaktionsbedingungen etc.) erschließen. Textsorten bezeichnet er als Einheiten eines jeweiligen sozialen Systems, wobei jedes System (z.B. Schule, Familie, Büro, Medien) eine eigene, spezifische Kommunikation verfolgt, die die Regularitäten des Systems (z.B. Codes, Sprache, Erwartungen) widerspiegelt.
Soziales System |
Wissenschaft und Bildung |
Organisation |
Hochschule |
Interaktion |
Austausch zwischen Professor und Student |
Textsorte |
E-Mail, konventionalisiert (z.B. Anrede) |
Funktion |
Erinnerung, Information, Sprechstundentermin... |
Textsorten sind also sowohl eine Reaktion auf als auch eine Grundlage für das Kommunikationsangebot des Systems. Dabei ist eine Kopplung mehrerer Subsysteme denkbar (z.B. ein Elternbrief mit dem Bezug zu den Systemen Schule und Familie). Systeme und ihre Textsorten können sich dabei weiterentwickeln und ausdifferenzieren: So entstanden aus den Stellenanzeigen die Kontaktanzeigen, die das vorhandene Kommunikationsschema etwas variierten. Textsorten und ihre Muster sind folglich konventionalisiert, aber gleichzeitig offen für Veränderungen.
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